DIE SAAT DER ANGST (Spanien 1973)

Die beiden Schwestern Marta & Verónica, die im mittleren Alter sind, betreiben in einer spanischen Provinz das sich zu einem Ferienort entwickelt ein Gasthof mit Namen Las Dos Hermanas. Marta, die streng religiös ist und ihre ganz eigenen Moralansichten hat, sieht es gar nicht gerne, wenn Touristinnen sich ihrer Meinung nach viel zu freizügig verhalten. So will sie auch kurzerhand ein junges Fräulein aus ihrem Gasthaus werfen, nur weil diese sich auf der Dachterrasse viel zu nackig gesonnt hatte. Es kommt zu einem Handgemenge und im eifer des Gefechts, fällt der weibliche Gast die Treppe hinunter. Sie stürzt in ein Fenster und die Scherben verursachen Schnittwunden, so das diese junge Frau sofort tot ist. Marta sieht das
als ein von Gott gewolltes Urteil. Verónica, die die Moralansichten ihrer Schwester nicht teilt, will die Polizei verständigen, fügt sich aber dennoch und beide Frauen lassen die Leiche verschwinden. Laura, die Schwester der Toten kehrt ins Gasthaus ein, weil sie dort mit ihr verabredet war. Marta erklärt ihr nun, das ihre Schwester ausgezogen sei und sie nicht wisse wohin. Laura bleibt erst mal vorläufig im Gasthaus.

Verónica hat ein Verhältnis mit einem jüngeren Mann, was Marta ebenfalls nicht gutheißt. Beide streiten des öfteren deswegen, zumal Verónica auch heimlich Geld aus der Kasse nahm, um es ihrem Geliebten zu geben, den sie damit ein wenig unterstützen will. Als eine weitere Touristin im alkoholisierten Zustand Marta provoziert, indem sie ihr die Kleider vom Leib reisst, weil sie die Moralpredigten der Gasthausbetreiberin nicht länger hinnehmen will, ersticht Marta sie mit einem Messer. Verónica ist zwar entsetzt darüber, aber sie steckt aufgrund der ersten Toten sowieso schon mit drin und somit lassen die beiden auch diese weitere Frauenleiche verschwinden. Laura, die sich mit eben dieser Auslandstouristin angefreundet hatte, wundert sich über ihr verschwinden. Auch hier teilt man ihr wieder mit, das ihre neue Freundin ausgezogen sei. Laura wird langsam misstraurisch, aber sie zieht aus, weil sie die ewigen Moralvorhaltungen von Marta nicht mehr erträgt. Laura will zwar den Ort verlassen, aber sie entschließt sich zu bleiben. Sie sieht nämlich, das eine junge Frau mit Baby ins Gasthaus einzieht. Laura, die misstraurisch bleibt ist fest entschlossen diese junge Mutter im Auge zu behalten. Eine Frau mit Baby und offenbar unverheiratet, da ohne Mann,...das passt so gar nicht ins religiöse, moralische Weltbild von Marta...!


Der Regisseur EUGENIO MARTIN schuf z.B. den Western OHNE DOLLAR KEINEN SARG, den Horrorfilm HORROR EXPRESS und dürfte Genrefans somit nicht ganz unbekannt sein. Hier inszenierte er meiner Meinung nach einen eher nicht so bekannten, aber exzellenten Psychothriller um zwei Frauen, die sich immer mehr in ihren Taten verstricken. Ohne geringster Langeweile bekommt man hier eine Mischung aus Thriller und Drama zu sehen, das von Anfang bis Ende spannend bleibt. Dies liegt meiner Meinung nach u.a. auch an dem Drehbuch, was ANTONIO FOS mit dem Regisseur selbst zusammen verfasste. Auch die Kamera von JOSÉ F. AGUAYO weiß zu gefallen und dazu noch die Musik von ANTONIO PÉREZ OLEA im typischen Stil der 70er Jahre, was das ganze damalige 70er Jahre Flair sehr gut unterstützt.

Wenn man bedenkt, das der Film zu einer Zeit entstand als General FRANCO noch in Spanien das Sagen hatte, so ist er auch sexuell ziemlich freizügig geraten. Da legt sich eine Ausländerin fast nackt in die Sonne und wird von Einheimischen begafft und bepfiffen. Oder Marta, die sexuell frustriert ist, weil ihr angehender damaliger Mann sie sitzen ließ. Sie sieht Kinder und Jugendliche beim Nackt-Schwimmen zu, aber sie wendet sich ab und sie bahnt sich ihren Weg durch dorniges Gestrüpp. Dabei wird sie offensichtlich irgendwie sexuell erregt, weil sie von den Ästen überall berührt wird. Auch Verónica darf sich entblößen. Die sexuellen Komponenten in diesem Streifen sind überdeutlich in ihrer Direktheit, aber sie passen exzellent zu dem ganzen Geschehen.


Getragen wird der Film aber auch von den beiden exzellenten Hauptdarstellerinnen ESPERANZA ROY & AURORA BAUTISTA!
Esperanza Roy auch Esther Roy genannt, war vorher u.a. im Film DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN zu sehen. An der Seite von Tony Kendall, als dessen Geliebte Vivian. In der Rolle der Verónica gefällt sie mir ausgezeichnet, weil sie durch die Hauptrolle hier auch mehr schauspielerisch zur Geltung kommt. Verónica ist auch z.T. hin und her gerissen zwischen Loyalität ihrer Schwester gegenüber und ihrem jüngeren Liebhaber, mit dem sie eigentlich zusammen fortgehen will. Esperanza Roy war in Spanien eine sehr gefragte und bekannte Schauspielerin.

Das trifft auch auf Aurora Bautista zu, die ebenso in Spanien bekannt war. Als Marta sieht sie sich als Gottes Werkzeug, dessen Bestimmung sie bedingungslos erfüllen will. Und das sehr zum Leidwesen ihrer Schwester, die das zwar nicht 100%ig alles gut heißt und sich trotzdem dazu hinreißen lässt Marta zu helfen. Marta ist die Hausherrin und beeinflusst Verónica mit ihrer Dominanz.

LONE FLEMING dürfte ebenfalls in Spanien keine Unbekannte gewesen sein, spielte sie doch u.a. gleich in den ersten zwei REITENDEN LEICHEN Filmen mit. Hier ist sie in der Nebenrolle als Touristin Helen zu sehen, die sich zu freizügig kleidet und später gegenüber Marta handgreiflich wird.

JUDY GEESON, eine britische Schauspielerin hatte schon 1966 ihren Durchbruch mit dem Schuldrama JUNGE DORNEN an der Seite von Sidney Poitier und später war sie z.B. zusammen mit John Wayne im Polizeifilm BRANNIGAN - EIN MANN AUS STAHL zusehen. Hier, als Laura will sie in dem kleinen spanischen Provinzort ihre Ferien verbringen, aber es kommt anders und schlimmer als ihr lieb ist. Sie gerät an zwei Frauen, die sich nicht so leicht übertölpeln lassen.


Ein überzeugener, atmosphärisch klasse gemachter Psychothriller, der eigentlich nur unter dem Umstand leidet, das er mit seinen 75 min zu kurz geraten ist. Der OFDB weist die deutsche VHS Kasette von Intercontinental Home Entertainment als uncut aus, was aber nicht stimmen kann. Die niederländische VHS hat eine Laufzeit von ca. 82 min und bei SB.com fand sich ein interessanter Schnittvergleich der NL-VHS und der US-DVD. Die US-DVD kann man allerdings mit ihrer 67 minütigen Laufzeit eh total vergessen kann und ist somit für die Tonne. Im Jahre 2008 erschien aber inzwischen eine britische DVD, die laut Angabe ca. 83 min lang sein soll.

Der Film erschien im deutschsprachigen Raum auf VHS-Video und hatte seine Erstaufführung im März 1988 auf Video. Auf Bluray erschien der Film beim Label Subkultur. Definitiv ein weiterer wahrer 70er Jahre Filmschatz aus Spanien, der auf Bluray nun richtig schön zur Geltung kommt
10/10 Provinzgasthäusern

GrafKarnstein

Schönes Review zu einem leider unbekannten Film Graf, wo gräbst Du sowas immer wieder aus ?

Die Handlung klingt allemal interessant

Der Film ist mitnichten unbekannt!
Zumindest nicht für einen VHS-Kenner.

Filmenthusiasman schrieb:Der Film ist mitnichten unbekannt!
Zumindest nicht für einen VHS-Kenner.

WAS ist eine VHS ?


...

gut geschrieben Graf....Ich denke mal das ich mir den Film mal anschaue...

ein_irrlicht schrieb:WAS ist eine VHS ?

Wie, du kennst VHS nicht ? Da gibt es doch mittlerweile mehrere Filme von. Der aktuellste ist VHS VIRAL.
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

Tolles Review, Herr Graf...

schon als ich das Plakatmotiv gesehen hab, sind auch gleich die Namen ins Auge gestochen und ich mußte spontan an "Horror Express", "Reitende Leichen" und natürlich Tony Kendall und Lone Fleming denken.

Ich weiss das auch immer wieder spekuliert wurde über ein Remake der "reitenden Leichen". Aber ob sowas nochmal funktionieren würde, finde ich fraglich. Spielt aber auch keine Rolle, denn wir haben sie ja bereits.

Und wie's aussieht haben wir hier noch einen guten Film, - zumindest hört es sich ganz interessant an. "[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]" von Martino hatte mir ja damals auch ganz gut gefallen, wobei ich die doch arg schäge Idee dabei am besten fand. An dem hatte mich ja nur die Figur des Telly Savalas gestört, auch wenn sie keinen grossen Raum einnimmt.

Dieser hier klingt ganz interessant und eine VHS kann ich mich auch gar nicht erinnern, wobei ich sagen muss, das ich das Motiv schon recht billig finde.

Na ja, dafür war Deine kleine Vorstellung wieder mal umso interessanter ! 

ein_irrlicht schrieb:WAS ist eine VHS ?  

 

schimanski schrieb:gut geschrieben Graf....Ich denke mal das ich mir den Film mal anschaue...

das denke ich auch..

Vielen Dank, liebe Leute

ein_irrlicht schrieb:Schönes Review zu einem leider unbekannten Film Graf, wo gräbst Du sowas immer wieder aus ?

Die Handlung klingt allemal interessant

Solch kleine Filmperlen befinden sich in meinem bescheidenen Filmarchiv!
Da brauch ich nicht lange graben
Wird Zeit, das der Film endlich mal auf DVD erscheint

@Fynn,
mag sein, daß das deutsche Covermotiv etwas billig erscheint und auch ein wenig übertrieben daherkommt, aber es ist zumindest gezeichnet. Ein anderes Motiv gibt es ja eh nicht in Deutschland oder Österreich! Schadet den Film aber in keinster Weise

GrafKarnstein schrieb:

@Fynn,
mag sein, daß das deutsche Covermotiv etwas billig erscheint und auch ein wenig übertrieben daherkommt, aber es ist zumindest gezeichnet.

Ich meinte damit ein bißchen "billig gezeichnet", sehr reisserisch. Fehlen ja nur noch die Kreuze rechts und links, aber dafür gibt's ja 'ne schöne grosse Sichel... Das das dem Film keinen Abbruch tut ist natürlich schön. Bei mir ist es dann aber auch so, das, wenn ich überhaupt nichts über einen Film weiss und auch keine Darsteller oder Regisseure kenne, (was ja hier nicht der Fall ist) ich den Film aber oft auch stehen lasse. Außer wenn ich dann vllt noch positives von anderen, wie jetzt z.B. von Dir erfahre. Das Plakat dient doch als Anreiz, den Film anzusehen, ist doch der erste Blickfang am Kino. ( jedenfalls solange sie die nicht auch noch abschaffen..)

Eine Übernachtung im hiesigen Gasthaus wurde ebenfalls gebucht ...


und ich muss sagen, es hat mir doch recht gut gefallen; der Film ist in sich stimmig und diverse Kleinigkeiten runden die Story dann nochmals ab. So zieht die Figur der Marta zu Beginn einen Glasssplitter aus dem Hals des ersten 'Unfall-Opfers'; schaut man genau hin, ist auf dem Splitter noch ein Schwert und Reste eines religiösen Motives zu erkennen; praktischerweise läuft/ tropft das Blut genau an der Klinge entlang .... vielleicht Zufall, vielleicht auch die endgültige Bestätigung für die beiden, dass sie auserwählt sind, Gottes Plan auszuführen bzw. dies als Motiv anzusehen.

Beide Hauptcharaktere spielen perfekt ihre Rollen auf dem schmalen Pfad zwischen häuslichem Gastwirt und Wahnsinn. Erst während des Filmes wird klar, dass die vorgebene Gottesfürchtigkeit ebenfalls eher vorgeschoben ist ... und Veronika eventuell durch ein Missgeschick dazu beiträgt, dass .... naja, lasse ich mal weg, sonst ist das Ende bereits erzählt *gg*

Kleine Abzüge meinerseits gibts für den Stil, habe immer wieder Probleme damit, ging mir mit den Leichen-Filmen genauso und auch andere europ. Klassiker mussten bereits darunter leiden.
Geschmackssache, dennoch sei "Die Saat der Angst" empfohlen  

Dieser angenehm altmodische Gruselfilm ist mittlerweile als ungekürzte DVD/BD-Veröffentlichung erschienen (die deutsche VHS war ja gekürzt).
Eine schöne Entdeckung für alle, die den Film noch nicht kennen.
Empfehlenswert.

Im "Das Rasthaus der teuflischen Schwestern"     werden keine Gefangenen gemacht !